SV Elkhausen-Katzwinkel fördert ukrainischen Schützen und pflegt Jugendarbeit
Fragst man sich, was der SV Elkhausen-Katzwinkel mit Papua Neuguinea zu tun hat, liegt die Antwort bei Michael Dzekysk mit Familie aus Odessa in der Ukraine. Seit Mitte Juli erfährt das Naturtalent in Sachen Schießsport im SV Unterstützung und Integration. Auch die Jugendarbeit im SV wird großgeschrieben und wird stets gefördert.
Katzwinkel. Als der Krieg im Februar in der Ukraine begann, war Michael Dzekysk als nautischer Offizier auf einem Containerschiff der ukrainischen Handelsmarine gerade in Papua Neuguinea. Welcher Panik Dzekysk angesichts der Tatsache ausgesetzt war, dass seine Frau und sein Sohn ohne ihn in Odessa waren, zeigt sich deutlich im Gespräch mit ihm.
Was dann folgte, war eine Odyssee über verschiedene Orte, erklärt der Ukrainer weiter. Dzekysk sorgte dafür, dass seine Frau mit Sohn Egor (4) schon in den ersten Kriegstagen mit Freunden in deren Auto nach Moldavien flüchten konnten. Für ihn sei es Horror gewesen. Stets im telefonischen Kontakt, bekam er die Angst in endlosen Staus und Autoschlangen mit, bis seine Familie erst einmal in Moldavien angekommen und bei Freunden unterbracht war.
Michael Dzekysk selbst war derweil unterwegs nach Singapur. Von dort ging sein Weg weiter über die Türkei, bis er ebenfalls in Moldavien ankam. Doch selbst hier trieb die Familie die Angst um, wie sich der russische Angriffskrieg auf die Nachbarländer der Ukraine auswirken könnte. So knüpften sie Kontakte nach Katzwinkel. Dort lebt eine befreundete Familie der Dzekysk. Bis alle Papiere zusammen waren, dauerte es bis etwa Ende Juni. Seither lebt Familie Dzekysk in Katzwinkel.
Dass die Familie sich dort schon ein wenig eingelebt hat, dazu trägt der Schützenverein Elkhausen-Katzwinkel (SV) bei. Dzekysk Vermieter, Detlef Droszella, selbst im SV aktiv, nahm die Familie öfter mit zu den wöchentlich zweimal stattfindenden Trainings der Sportschützen.
Und dort stellte sich schnell heraus: Michael Dzekysk ist ein Naturtalent im sportlichen Schießen. Seine Konzentration und Zuverlässigkeit seien absolut beispielhaft, berichten Droszella und Silke Weber, die Vorsitzende vom SV. Sie können sich vorstellen, dass das Schießsport-Talent über kurz oder lang für den Verein an Wettbewerben teilnimmt.
SV integriert und übernimmt Mitgliedsbeiträge
Leider, so Weber weiter, gebe es nach aktueller Information und auf Nachfrage bisher keine Fördermöglichkeiten, die etwa die Mitgliedschaft und damit die Integration finanziell unterstützen könnte. Dennoch will der SV die Mitgliederbeiträge für das Naturtalent aus eigener Tasche tragen. „Es ist wichtig, dass Dzekysk eine Mitgliedschaft bekommt. Allein damit er versichert ist, wenn er bei uns im Sportschießen aktiv ist. Zudem wollen wir gerne unterstützen“, so Weber weiter.
Sprachlich stellen sich die Barrieren im Übrigen eher niedrig dar. Denn ebenfalls im SV aktiv ist Iuliia Strunk. Sie kommt ursprünglich aus Russland, lebte zeitweise in der Ukraine, bis sie nach Deutschland kam. Die Naurotherin hat familiäre Verbindungen zum SV und hilft gerne. Sprachlich verständigen sich Strunk und Dzekysk eher auf Russisch. Dann wird übersetzt. Die russische Kommunikation wiederum liege begründet in der Historie der Länder, so Dzekysk. Denn im Süden der Ukraine, so auch in seiner Heimatstadt Odessa, werde auch heute zu großen Teilen noch russisch gesprochen.
Für die Zukunft wünscht sich Michael Dzekysk, dass er schnell Arbeit im nahen Umfeld findet. Leider stelle sich hier die Ausstellung einer sogenannten Fiktionsbescheinigung, die dazu notwendig sei, als langwierig dar. Gerne würde er auch wieder zur See. „Missing the sea“ (Vermisse das Meer), so der nautische Offizier mit sehnsüchtigem Blick. Doch seine Frau und Kind im Moment alleine in Katzwinkel zurücklassen, das kann er sich nicht vorstellen.
Jugendarbeit wird groß geschrieben – Erfolge bei Deutscher Meisterschaft
Immer dienstags und donnerstags in der Zeit vom 17 bis 21 Uhr findet das offene Training im Schützenhaus im Beienkamp statt. Intern ist das so geregelt, dass die Jugend zuerst trainiert. „Das klappt wunderbar“, so Weber. Denn alle seien sich einig: „Die Jugend ist unsere Zukunft!“ Entsprechend stehe auch außer Frage, dass die Spende, die der SV von Ortsgemeinderatsmitglied Rüdiger Schneider erhielt, in der Jugendarbeit eingesetzt wird. Schneider spendet jährlich seine erhaltenen Sitzungsgelder wechselnd an einen Verein im Ort. Dabei liegt ihm ebenfalls die Vereinsjugendarbeit am Herzen.
Auf neuerliche Erfolge der Jugend kann der SV auch gerade wieder schauen:
Luca Heuser belegte bei der „Deutschen Meisterschaft Sportschießen“ in München Anfang September in der Disziplin „60 Schuss Luftgewehr“ im Finale den fünften Platz. Larissa Weber wurde 15. in der Gesamtwertung der Zimmersstutzen-Schützen. Auch stellt der SV Elkhausen-Katzwinkel mit Leonie Strunk die Kreiskönigin seit 2020. „Wir alle drücken Leonie fest die Daumen, dass sie beim Landesjugendkönigsschießen am 24. September in Düsseldorf wieder so erfolgreich ist“, freut sich Weber und der gesamte SV.
Für die Jugendarbeit im Verein machen sich Jugendtrainer Wolfgang Weber und die neue Jugendleiterin Luca Heuser stark. Heuser, die sich aktuell in der Jugendarbeit viel mit den Freizeitaktivitäten und Organisatorischem der Jugend beschäftigt, plant in Kürze mittels Schulung die Jugendbasislizenz zu erwerben. Damit kann sie dann die Jugendschützen auch trainieren. Doch zuerst steht bei ihr gemeinsam mit Horst Holschbach das Erstellen der Vereinschronik zum 100-jährigen Bestehen in 2024 auf dem Programm.
Ebenfalls will der anstehende Jugend-Survival-Tag im Wald, organisiert von Bernd Petry, gut vorbereitet sein.
Zu wöchentlichen offenen Trainings sind alle Interessierte herzlich eingeladen. Gerne kann man sich vorab auch telefonisch mit Silke Weber unter 0151-52422663 informieren. (KathaBe)
Im Team des SV wird Vereinsleben und Integration großgeschrieben. Von links: Michael Dzekysk mit Sohn Egor, Iuliia Strunk, Leonie Strunk, Silke Weber, Luca Heuser und Larissa Weber.